Direkt hinter Ihnen liegt die Station Gimmelwald. Sie ist der erste Zwischenhalt auf dem Weg zum grandiosen Aussichtsberg Schilthorn mit seinem imposanten Drehrestaurant. Der Bau dieser Bahn markiert einen wichtigen Schritt in der Geschichte des mechanisierten Alpentourismus, und er ist ein Beispiel für den Gipfelbahnbau der Nachkriegszeit. Der in Europa tobende zweite Weltkrieg verhinderte auch in der Schweiz touristische Grossprojekte. Die grossen Hotelbauten und die Anlagen der Jungfraubahn stammen denn auch aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts.
Der Bau der Schilthornbahn galt somit als Zeichen des Fortschritts. Wohl hatten Persönlichkeiten wie der deutsche Dichter Johann Wolfgang Goethe und der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy schon Jahrzehnte vorher in der majestätischen Bergwelt das Paradies entdeckt. Aber mit dem Bau der Bahn versprach man sich die Einkehr der Moderne, die Förderung des Fremdenverkehrs und die Etablierung des Wanderns und des Skifahrens als Massensport. Gerade das Skilaufen war populär geworden, und Mürren sollte ein Skigebiet werden. Die Erschliessung des Schilthorns als Aussichtspunkt war ein werbewirksames Mittel für den Ort. Die Schilthornbahn stellte in den 1960er Jahren ein Projekt der Superlative dar: Sie war die längste Luftseilbahn der Welt, führte zum ersten Drehrestaurant auf einem Berggipfel, verfügte über einen der grössten Parkplätze der Schweiz und hatte Baukosten von gegen 30 Mio. Franken verursacht. Der Bau kostete damit weit mehr als vorgesehen. James Bond war nicht nur im Film, sondern auch hier der rettende Held: Erst nachdem der Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» auf dem Schilthorn gedreht worden war, klingelte die Kasse, und schwarze Zahlen konnten geschrieben werden. Werfen Sie doch einen Blick aufs Dach der Station und die faszinierenden Räder, über die die durchgehenden Zug- und Gegenseile umgelenkt werden. Die beiden Strecken Stechelberg-Gimmelwald und Gimmelwald-Mürren stehen in einem spitzen Winkel zueinander. Beide sind praktisch gleich lang und konnten daher mit einem gemeinsamen Antrieb versehen werden. Zur Zeit des Baus war dies für die Schweiz eine neuartige Konzeption. Vor der Eröffnung der ersten drei Sektionen der Schilthornbahn im Jahr1965, konnte Gimmelwald nur auf einem steilen Fussweg vom Talboden aus oder auf einem kleinen Strässchen von Mürren her erreicht werden. Wären Sie schon vor hundert Jahren neugierig auf Gimmelwald gewesen, hätten Sie sich vielleicht von Einheimischen gegen Geld auf einem Maultier oder gar einem Tragstuhl auf den Berg hieven lassen. Bis zum Schilthorn, kostete der Ritt im Maultiersattel ab Mürren etwa 12 Franken für das Mietpferd. Hinzu kamen 8 Franken Führerhonorar. Bevor wir nun die Strasse hochgehen, ein paar Worte zu Punkt 9 auf der Infotafel, dem Klettersteig „Via Ferrata“. Schwindelerregend, über eine tiefe Felsspalte führend, hängt die Nepalbrücke, die Sie vielleicht schon von der Bahn aus gesehen haben. Sie ist Teil dieses ultimativen Adrenalin-Kicks. Am Seil gesichert, können Wagemutige, und solche, die es werden wollen, von Mürren nach Gimmelwald klettern. Die spektakuläre Aussicht auf die höchsten Gipfel der Berner Alpen ist inbegriffen! Folgen Sie nun der geteerten Strasse, vorbei am Hotel-Restaurant Pension, dem Mountain-Hostel und Esther’s Guesthouse. Etwas weiter werden Sie auf der rechten Strassenseite einen Stall antreffen, bei dem viele Glocken unter dem Dach hängen.