Von hier aus haben Sie einen guten Ausblick auf das ehemalige Schulhaus und den Schulhausplatz. In alten Zeiten war der Unterricht in den Lehren des Glaubens die Aufgabe der Kirche und beschränkte sich auf dem Land auf die Kinderlehre, welche der Pfarrer anhand des Katechismus zu erteilen hatte. Lesen und schreiben lernte die Jugend mit Wanderlehrern. Ab 1675 gab es eine Verordnung, die die Errichtung von Unterricht auch für arme Kinder vorschrieb. Ab 1717 wurden nachlässige Eltern wegen Verletzung der Schulpflicht der Kinder mit einer Strafe bedroht. Bis 1789 waren Mürren und Gimmelwald ein Schulkreis. Abwechselnd wurde eine Woche da und die andere dort unterrichtet. Es gab nur im Winter fünf bis sieben Stunden Unterricht pro Tag.
Im Sommer war die Schule zu, da die Kinder zu Hause helfen mussten und die Lehrer, die zugleich auch Bauern waren, selber draussen arbeiteten. Wer zur Schule kam, musste am Morgen ein Scheit zum Beheizen des Ofens mitbringen. Schon 1799 trennten sich die beiden Schulen wegen Streitigkeiten und wegen des langen Weges. Zu Beginn gab es noch keine eigentlichen Schulhäuser. Die Lehrer unterrichteten die Kinder in ihren eigenen Häusern. Die Unterrichtsfächer waren Lesen, Schreiben, Singen, Religion und Auswendig-Lernen. Die Bücher waren Bibeln, Gebetsbücher und der Heidelberger Katechismus. In alten Schriften ist zu lesen, dass die Kenntnisse der Lehrer, besonders bei dem von Gimmelwald, sehr mittelmässig waren. Die Schüler hätten am Schul-Examen von 1800 nicht einmal einen Psalm singen können. Aber wen wunderts, denn die Besoldung der Schulmeister war damals so schlecht, dass sie sich mit dem Lohn eines ganzen Winters nicht einmal einen Rock und ein paar Schuhe kaufen konnten. Mitte des vorletzten Jahrhunderts wurde in Gimmelwald das erste Schulhaus gebaut. Es ist heute ein Wohnhaus an der unteren Dorfstrasse. Das Schulhaus, das Sie hier sehen, ist schon das Zweite. Lange Zeit gab es darin zwei Klassen, später noch eine. Im oberen Stock befanden sich die Lehrerwohnungen. Früher befanden sich in jedem Schulhaus so genannte Amtswohnungen, denn die Lehrer waren verpflichtet, am Schulort zu wohnen. In den letzten Jahren sind die Schülerzahlen in allen Dörfern der Gemeinde derart zurückgegangen, dass die Schule in Gimmelwald geschlossen werden musste. Auch der Schule in Stechelberg ist es so ergangen, und die Schule Mürren kämpft ums Überleben. Die kleineren Kinder von Gimmelwald und Stechelberg pendeln nun jeden Tag mit der Seilbahn nach Mürren hoch und hinunter, während die älteren Schülerinnen und Schüler in Lauterbrunnen unterrichtet werden. Die obligatorische Schul- und Kindergartenzeit beträgt elf Jahre. Die meisten Jugendlichen entscheiden sich nach der Schulzeit für eine Berufslehre, wenn möglich hier in der Gegend. Einige besuchen eine höhere Schule in Interlaken oder noch weiter weg. Damit endet der Dorfrundgang. Wir hoffen, dass wir Ihnen unser Dorf und das Leben hier etwas näherbringen konnten, und sie beste Erinnerungen mit nach Hause nehmen!