Häufig gehören die ersten Januartage zu den Kältesten des Jahres. Die Wetterfrösche können praktisch jeden Tag den gleichen Wetterbericht durchgeben: «Unten grau, oben blau.» Das heisst, dass im schweizerischen Mittelland Nebel liegt, und bei uns in Gimmelwald strahlend schönes Wetter herrscht. Die Sonne zeigt sich im Dorf aber nur für kurze Zeit. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen das Dorf erst nach 11 Uhr, und schon um etwa ein Uhr nachmittags verschwindet die Sonne wieder hinter einem Gipfel. Wer an die Sonne gehen will, muss mit der Bahn in die Höhe fahren. Das berühmte Januarloch ist auch in Gimmelwald spürbar. Während über Weihnachten jede Ferienwohnung vermietet wird, ist es in unserem Dorf nach dem ersten Januarwochenende ruhig und es gibt nur wenige Gäste. Sehr häufig sind die Schneeverhältnisse aber gerade im Januar am besten. Aufgrund der normalerweise kalten Temperaturen ist der Schnee, vor allem der Neuschnee, richtig schön pulvrig, und die Pisten sind fast leer. Wer nicht Ski fährt geniesstvielleicht eine Winterwanderung. Es ist romantisch im tiefen Schnee den Allmiwald zu durchstapfen und den Schiltgrat zu erklimmen. Über der frisch verschneiten, unberührten Landschaft liegt etwas Zauberhaftes.
Mitte Januar findet in Wengen das weltbekannte Lauberhornrennen statt. Lauberhornrennen
In Mürren folgt eine Woche später der grösste Event des Jahres: das Inferno Rennen. Inferno Rennen
Während dieser Zeit füllen sich die Hotels und Ferienwohnungen wieder. Ob es am gehörnten Schutzpatron liegt, dass harmlose Skifahrer urplötzlich zu Pistenrowdies verkommen, ist noch nicht hinlänglich untersucht worden. Auf alle Fälle ist das Infernorennen mit seinen 15.8 km das längste und eines der spektakulärsten Amateurskirennen der Welt. Wenn sich über 1800 Hobbyskifahrer mit Todesverachtung in das Rennen stürzen, gibt es für die Zuschauer allerlei zu sehen. Der Samariterverein von Mürren und Gimmelwald säumt zusammen mit dem Arzt und ein bis zwei Helikoptern den Pistenrand, um allfälligen Verletzen beizustehen. Trotz der Tatsache, dass alle paar Sekunden ein Rennfahrer startet und es auf der Rennpiste auch zu Überholmanövern kommt, passieren aber wenige Unfälle – die Freude an der Teilnahme und das Ziel heil zu erreichen steht bei den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Vordergrund.
Die meisten Landwirte arbeiten tagsüber an den vielen Skiliften. Der Stall muss selbstverständlich abends und morgens besorgt werden. Landwirte im Pensionsalter bleiben im Dorf. Während der kalten Jahreszeit sieht man sie etwa einen Monat lang Holzpfähle für die Alpweiden herstellen. Aus grossen Fichtenstämmen werden mit unendlicher Sorgfalt hunderte von Pfählen gewonnen. Zuerst helfen der Spalthammer und mehrere Keile, um aus dem grossen Stamm Rohlinge zu gewinnen. Mit dem Beil und der Bandsäge werden die Pfähle danach zugespitzt und in Hundertertürmen gelagert. An der trockenen Luft müssen sie bis zum Frühling auf den Einsatz warten.