November

Die erste Hälfte des Monats ist häufig noch recht warm. Man findet sogar vereinzelt unverzagte Blumen. Eifrig sammeln Landwirte mit Laubrechen das Laub auf den Wiesen zusammen. Sie füllen es in Netze und verwenden es im Winter im Stall als Strohersatz. Danach wird die Jauche aufs Land geführt.

In aller Regel toben um die Monatsmitte ein paar kräftige Herbststürme, wo uns der älteste aller Berner Oberländer, der Föhn, einen Besuch abstattet. Ohne grosse Vorwarnung, sieht man plötzlich über der Ebnefluh eine Föhnwalze entstehen. Senkrecht stürzt sich der Fallwind auf Stechelberg hinunter und braust mit ungebremster Wucht die Felswände hoch. Die Gewalt des Windes ist unglaublich. Er kann Dächer von Häusern und Scheunen beschädigen oder sogar wegfegen oder Bäume wie Zündhölzer umknicken. Nur wer die Wucht des Föhnes erlebt hat, versteht, wieso die Bevölkerung grossen Respekt und zum Teil auch Furcht vor diesem Wind hat. Bei starken Windböen heult und knarrt es im ganzen Haus in allen Ritzen und man glaubt, das Haus fliege gleich weg. Besonders anfällig auf den Wind sind Holzstösse, die mit Wellblech gedeckt sind. Selbst unter der Last von schweren Steinen fliegen diese Abdeckungen samt Beschwerung hunderte Meter hoch durch die Lüfte. Der Föhn hat auch auf die Psyche der Menschen einen grossen Einfluss. Während die einen Kopfschmerzen bekommen, befinden sich die anderen in einem Föhnrausch, in welchem man eher hyperaktiv wird. Da der Föhn ein trockener Wind ist, ist er auch immer wortwörtlich brandgefährlich, wenn Feuer mit ins Spiel kommt. Ein Funke, eine Windböe und ein e Wiese, ein Haus oder gar ein mehrere Gebäude brennen! Früher gab es bei Föhnstürmen immer eine Föhnwache. Dies bedeutete, dass zwei Männer in Feuerwehruniform während der Nachtstunden abwechslungsweise durch das Dorf gehen und kontrollieren, ob in sämtlichen Öfen das Feuer gelöscht wurde. Das Rauchen im Freien ist noch heute strengsten verboten. Dank dieser Massnahmen ist bis heute Gimmelwald noch nicht ein Opfer des Föhns geworden. Ein Teil von Mürren ist 1926 bei einem Föhnsturm zum grossen Teil abgebrannt. Heute gibt es die Föhnwache als solche nicht mehr, aber bei Sturm darf im Ofen kein Feuer gemacht werden. Die Feuerwehr ist bei Bedarf natürlich immer noch im Einsatz. In Gimmelwald ist grundsätzlich jede und jeder feuerwehrpflichtig. Bei einer Familie mit Kindern ist ein Elternteil verpflichtet der Feuerwehr anzugehören. Die Feuerwehr ist gemeinsam mit Mürren organisiert und übers Jahr verteilt finden rund zehn Übungen statt.

Nachdem sich der Föhn ein paar Tag ausgetobt hat, fällt dann oft der erste Schnee. Auch die Schafe und Ziegen, die immer noch das letzte, spärliche Gras abweiden, werden in kleine Ställe mit Aussenauslauf gebracht, wo sie die Wintermonate zubringen.

Wunderbar sind die ersten Schneefälle! Das Dorf wird in ein weisses, glitzerndes Gewand gehüllt, und das Licht wird bei schönem Wetter gleissend. Die Schneedecke schluckt auch alle Laute. Umso besser hört man das Jauchzen der Kinder, die mit ihren Schlitten die Hänge hinabsausen und sich in der weissen Pracht vergnügen. Wenn richtig viel Schnee liegt, springen sie von hohen Mauern in den tiefen, weichen Schnee. Da und dort erscheinen zaghaft die ersten Weihnachtsdekorationen, ein paar Kerzen, Tannäste oder Kränze. Da es in der Regel sehr wenig Touristen hat, sind die Einheimischen fast unter sich.

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